Samstag, 05.01.2013

Unser Mobby ist noch irgendwo auf dem Lake Nasser/Assuan Stausee, auf dem Zementfrachter auf dem Weg von Assuan nach Wadi Halfa. Keine Informationen von Antonio und Mazar.  Also warten…

Am Vorabend ist Olya angekommen. Direkt aus Frankfurt in die sudanesische Hauptstadt ist trotz aller Reiseerfahrung ein gewisser „Kultur-Sprung“. Also Eingewöhnungsphase und Abendessen in einem für sudanesische Verhältnisse „westlichen Restaurant“.

Der Sudan ist ein vergleichsweise einfach und sicher zu bereisendes Land. Wo immer wir waren, waren die Menschen höflich, hilfsbereit und wahrten ein gewisses Maß an Abstand. Keine Spur von der Aufdringlichkeit, die sonst den nordafrikanischen Staaten so oft zu eigen ist. Deutschland ist im Sudan hoch angesehen und viele nannten als Personen, die sie aus Deutschland kennen nicht nur Franz Beckenbauer und Michael Ballack, sondern auch Angela Merkel wurde in Verbindung mit Deutschland oft sofort genannt. Ich muss zugeben, dass ich den Namen des sudanesischen Präsidenten nicht kenne. Er wird weltweit vom internationalen Gerichtshof wegen Völkermordes und Verbrechens gegen die Menschlichkeit in Verbindung mit dem Bürgerkrieg im Darfur gesucht.

Es ist Samstag, und eigentlich sollte unser Mobby inzwischen in Wadi Halfa angekommen sein. Ich telefoniere mit Mazar in Wadi Halfa – kein Schiff in Sicht. Leichte Unruhe, aber ändern können wir in diesem Augenblick auch nichts. Ich rufe Mohammed Elhassan Eissa (0912474529) an, der Taxifahrer, mit dem ich am Vorabend Olya vom Flughafen abgeholt hatte. Er verdient sich neben dem Taxifahren auch etwas Zubrot als Guide, er spricht gutes Englisch und wird an diesem Tag unser Guide sein.

Samstag ist in Omdurman, etwa 20km außerhalb von Khartum gelegen, der größte Kamelmarkt des Sudan. An diesem Samstag haben aber Ziegen und Schafe den Markt im Griff.

Wir werden aus irgendwelchen Gründen sofort als „nicht aktive Teilnehmer“ am Markt  erkannt.

Der Markt und alles, womit (vermeintlich) gehandelt wird, ist fest in Männerhand.

Und er möchte gerne eine italienische oder deutsche Frau als Drittfrau, hmm, da werden wir ihm nicht helfen können. Nein, auch nicht gegen 10 Ziegen und 5 Kamele….

Mohammed Elhassan erzählt uns eine Menge über die sudanesische Kultur, über die Rolle der Frau und dass es auch hier üblich ist, dass wohlhabendere Männer mehrere Frauen haben. Als wir ihn darauf ansprechen, wie viele Frauen er habe, lacht er und meint, dass er zwar ein gläubiger Muslim, sei, aber in vielen Dingen sehr westlich denke. Entsprechend habe er auch nur eine Frau – und das sei auch gut so. Wie dies mit der „Vermittlung“ bei mehreren Frauen funktioniert, sehe wir wenige Tage später. Aber dazu später mehr.

Mittagessen in einem abseits der Hauptstraße gelegenen Restaurant in Omduman. Erinnert an ein Schnellrestaurant – ist aber vorzüglich.  Morgens im Nil gefangen, mittags frisch auf den Tisch. Es bewahrheitet sich wieder:  Iss da, wo die Einheimischen Essen und du machst selten etwas falsch.

14:30 Uhr, das Telefon läutet. Es ist Antonio – the good news and the bad news: Das Schiff mit unseren Fahrzeugen ist in Wadi Halfa angekommen – aber sie haben noch keine Idee, wie sie die Fahrzeuge vom Schiff bekommen, da der Zementkahn über keine „Klappe“ verfügt, über die die Fahrzeuge entladen werden können und der „internationale Frachthafen“ von Wadi Halfa sonst keine Möglichkeit zum Be- und Entladen von Fahrzeugen vorsieht. Es sei eigentlich nur so, dass die Ladekante am Schiff zum Rausfahren zu hoch sei, das Fahrzeug deswegen auf beiden Seiten aufsetze, die Landebrücke für Fahrzeuge zu schmal sei, um ein Fahrzeug darauf zu stellen und irgendwie sind noch zwei Meter zwischen Landebrücke und Festland zu überbrücken.

16:30 Uhr, neuer Anruf von Antonio, Mazar wäre nicht Mazar, wenn er nicht wirklich alle und jeden kennen würde, die man irgendwann einmal zur Hilfe braucht. Obwohl bereits Donnerstagnachmittag (das ist so wie Freitagnachmittag in Deutschland, da bereiten sich schon alle auf das Wochenende vor) hat er mit einer Material von Seilen bis zu einer Stahlblanke herbeigeschafft und beide Fahrzeuge ohne Umweg über den Grund des Lake Nasser von unserem Zementfrachter an Land bekommen.

Mobby geht von Bord…..

Teil 1: Ein Paket von Seilen wird herangeschafft, um eine Auffahrtrampe zu schaffen, die über das erste Hindernis, die Ladewand, hinweghilft. Die Holzblanke lässt sich leider nirgends befestigen und liegt nur am Schiff auf, um den ersten Weg über das Wasser auf die „Anlegebrücke“ zu überwinden. Poseidon, lass´ bitte das Schiff jetzt gaaanz ruhig stehen…

Voila, der erste Teil ist geschafft, jetzt „nur“ noch auf den Stahlträger.

Wenn nur die Kante nicht so sch.. hoch, der See darunter so tief und das Ganze verdammt wackelig wäre …

Ungezählte Tropfen Angstschweiß später – geschafft, wieder fester Boden unter den Rädern.

18:00 Uhr – Obwohl Donnerstagabend – die Fahrzeuge sind durch den Zoll. Gegen einen kleinen Überstundenzuschlag macht der Zoll auch mal eine Sonderschicht – cause this is Africa.