Freitag, 31.05.2013
Jens und Micha machen sich auf den Weg mit dem Flugzeug nach Addis Abeba. Mit im Gepäck ein Komporessorkühlschrank, nachdem unser letzter bereit auf der halber Strecke sich zu weigern begonnen hatte, bei den dortigen Außentemperaturen das Bier oder überhaupt irgendetwas noch frisch zu halten. An dieser Stelle herzlichen Dank an Herrn Ingo Grothuesaus dem Hause Waeco nicht nur für seine Tipps zum Transport, sondern auch die Hinweise, die professionelle Unterstützung und die notwendigen Dokumente, um unseren Kühlschrank im Flieger mitnehmen zu können. Ohne entsprechende Nachweise kann es sonst geschehen, dass ein Kühlschrank ob der Kühlmittel als „Dangerous Good“ von den Fluglinien klassifiziert und entsprechend die Mitnahme verweigert wird.
20.00 Uhr Zwischenlandung in Khartum, Außentemperatur 41Grad. Dann weiter nach Addis, und Dank der Lage auf 2.300m hat es dort angenehme 23Grad. Dann der Zoll. Unser Kühlschrank erweckt etwas Aufsehen, wir stellen uns etwas dumm und bevor die Dame vom Zoll ihren Vorgesetzten wegen einer eventuellen Verzollung holen kann, schieben wir uns und unseren Kühlschrank im Schutz der Menschenmenge hinaus. Hat uns jemand gerufen? Ich habe nichts gehört, du etwa?
In Wims Holland Haus, wo wir Quartier beziehen wollen und wo unser Mobby steht, tobt der Bär. Ein niederländischer Botschaftsangehöriger feiert seinen Abschied, und alle niederländischen Expats aus Addis scheinen sich bei Wim eingefunden zu haben. Gegen 02.00 h reduziert sich dann der Geräuschpegel auf unter 100 db – Bon Nuit!
Samstag, 01. Juni 2013
Auf dem Programm stehen Montage des Dachzelts, Ölwechsel, COMESA Versicherungskarte für Kenia besorgen und Lebensmittel Einkaufen, sollte eigentlich leicht zu schaffen sein – eigentlich.
Wim ist prima. Im Wissen um unsere Ankunft hat er bereits veranlasst, dass das Dachzelt bereits auf dem Auto steht und wir es nur noch verschrauben müssen. Immer noch eine Sch… Arbeit, aber nach einer Stunde wuchten und Finger verbiegen heißt es: Sitzt, passt wackelt und hat Luft.
Comesa Versicherungskarte: Es ist Samstag und entweder es fehlt der, der unterschreiben darf, oder der entsprechende Bereich hat bereits Feierabend oder das Büro stellt zur Zeit keine Karten aus, oder, oder oder… Wir sollen Montag in die Zentrale fahren. Wir haben aber so gar keine Lust, bis Montag zu warten, insbesondere da unsere bestehende Versicherung ohnehin noch einige Zeit gültig ist. Wir befürchten nur den Fall, dass an der Grenze jemand eine mit der Dauer unserer Visa deckungsgleiche Versicherungskarte sehen möchte. Hier werden Sie geholfen: man nehme ein Textverarbeitungsprogramm, Schnipsel aller möglichen Logos und Stempel irgendwelcher Dokumente und etwas Kreativität – und schon haben wir einen super formal aussehenden Versicherungsschein. In Afrika ist es weniger wichtig, was ein Dokument taugt, es muss wichtig aussehen – und vor allen Dingen: es muss der Prozess eingehalten werden.
Ölwechsel: Der Wagen steht auf der Hebebühne der Werkstatt „Jens, kannst du mir bitte den Ölfilter geben, der ist in der Alukiste beim Werkzeug“. „Die ist aber abgeschlossen“. „Dann schließ sie auf“. „Womit denn ?“ „Mit den Schlüsseln natürlich, womit den sonst“. „Welche Schlüssel?“. Die Im Mittelfach, wo sie immer liegen“. „Die passen aber nicht“. „Müssen sie aber“. „Tun sie aber nicht“. Wir stellen das Auto auf den Kopf und kommen zu folgender ernüchternden Erkenntnis: 4 Alukisten mit allem Material, das wir benötigen, stehen abgeschlossen im Auto. 12 Schlüssel haben wir dabei, die gehören aber alle wo irgendwie woanders hin – und die passenden Schlüssel liegen zu Hause.
Zurück zu Wim. Die Idee, die Schlösser aufzubrechen, gefällt uns gar nicht – das hat so etwas Endgültiges. Also zusammen mit einheimischer Unterstützung quer durch Addis in die Straße der Schlossknacker. Die Jungs sind pfundig, innerhalb einer Stunde sind zwei Schlösser zerstörungsfrei ausgebaut, in ihre Bestandteile zerlegt und ist auf dieser Basis ein kompletter Satz Schlüssel für alle Kisten angefertigt.
Sonntag, 02. Juni 2013
Gegen Mittag haben wir es geschafft und machen uns auf den Weg nach Sodo, etwa 200 km südlich von Addis, unserer ersten Zwischenstation auf dem Weg nach Jinka.
Mit Einbruch der Dämmerung erreichen wir Sodo. Wie fast überall in Äthiopien gibt es außerhalb von Addis auch hier keinerlei Straßenbeleuchtung und so versinkt der Ort mit EInbruch der Nacht in völliger Dunkelheit, nur durchbrochen durch das fahle Licht einiger Straßenstände.
Der Wunsch nach einem Abendessen und Informationen über den Zustand der Strecke nach Jinka lassen uns nochmals losziehen. Nach Jinka gibt es den uns bereits bekannten Weg über Arba Minch und Konso, rund 450km auf meist asphaltierter Strecke. Wir wollen aber diesmal den direkten Weg nehmen, nur etwa 200km und nach unserem Kartenmaterial sollte der Streckenzustand einigermaßen ordentlich sein. Und auf unsere Rückfrage sagt man uns, die Strecke nach Jinka wäre inzwischen sogar komplett asphaltiert. Beflügelt von dem Gedanken, die Strecke in 3 bis maximal 4 Stunden schaffen zu können, rufen wir Mamo an, unser Guide, der uns bereits bei unserer ersten Etappe im Omo Valley in die abgelegenen Gebiete begleitet hat, und sagen ihm, dass wir am späten Vormittag in Jinka sein werden. Eine böse Fehleinschätzung, wie sich bald herausstellen sollte.
Ansonsten ist Sodo eigentlich keine Erwähnung wert. Touristen kennt der Ort nur von der Durchreise und entsprechend sind die Speisekarten, wenn es denn welche gibt, ebenso wie die Sprachkenntnisse des Großteils der Bevölkerung auf Amhari reduziert. Irgendwie schaffen wir es, doch noch an etwas Injira (das etwas säuerliche äthiopische Brot) mit Ei zu kommen und beschließen, den Tag bei einem Bier in der „Ortsdisko“ (einem quasi lichtlosen Raum mit dröhnender Musik und dem Flair einer Hinterhofwerkstatt) ausklingen zu lassen.
Alles hätte so schön sein können, wenn nicht Jens aus dem Weg zurück mit einer Frage alles verdorben hätte. „Sag mal, als wir in Addis das Dachzelt festgeschraubt haben, haben wir da überprüft, ob es überhaupt richtig herum auf dem Dach sitzt. So eingepackt kann man das doch gar nicht ohne weiteres erkennen, oder?“. Leichte Panik, Im Laufschritt zum Hotelzimmer, Taschenlampe, zurück in den Hof und auf das Autodach geklettert. Der Schein der Taschenlampe bringt es an den Tag: Es sitzt – falsch herum. Leise fluchend im Wissen darum, morgen nochmals zwei Stunden mit Zeltumbau und Finger verbiegen verbringen zu müssen trösten wir uns damit, dass es noch immer besser ist, das Problem noch hier entdeckt zu haben, als irgendwo am besten noch in der Dunkelheit in der Wildnis zu stehen, und dann zu erkennen, dass sich das Zelt nicht aufklappen lässt