Mittwoch, 09.01.2013
Ein kleines Stück des Paradieses, was Tim & Kim hier aufgebaut haben. In der angrenzenden Siedlung Gogora sind sie hoch angesehen. Nicht nur, dass sie einige Arbeitsplätze schaffen und für dortige Verhältnisse sehr gut bezahlen, sondern auch ein Teil der Einnahmen aus dem Tim&Kim Village an die Gemeinde fließt. Zum Aufbau einer Schule ebenso wie für die Erwachsenen-Ausbildung im „Tourismus“ oder auch in Infrastrukturprojekte.
Der Lake Tana ist in dieser Gegend Bilharziose-frei und ruft laut nach einem Bad, ist in einer Höhe von 1.800m aber nicht gerade übertrieben warm. Den Nachmittag nutzen wir in Begleitung von Tim zu einer Bootsfahrt auf dem See.
Die vorgelagerten kleinen Inseln werden entweder von Mönchen bewohnt oder dienen den Fischern mit kleinen Hütten als „Zwischenlager“ für den Fisch.
Wir beschließen, zwei weitere Nächte zu bleiben und am nächsten Tag mit dem Besuch des katholischen Klosters in Gorgora unser Kulturpensum abzudecken. Es ist übrigens kein Relikt aus vergangenen Missionarszeiten – so unterschiedlich wie die ethnische Zugehörigkeit ist in Äthiopien auch auch die religiöse. Die wichtigsten Glaubensgemeinschaften bilden dabei die äthiopisch-orthodoxen Christen, die sunnitischen Muslime und verschiedene äthiopisch- evangelische Kirchen. Dabei bekennen sich knapp 2/3 der Bevölkerung sich zum Christentum, das andere Drittel überwiegend zum Islam. Kleine Minderheiten bilden daneben noch die Anhänger von Naturreligionen. Äthiopien ist übrigens eines der ganz wenigen Länder Afrikas, das niemals kolonialisiert war.
Als wir das Tim&Kim Village zu Fuß verlassen, denken wir uns zunächst nichts dabei, als wir von vier Hunden beachtlicher Größe begleitet werden. „Die springen hier rum und verschwinden dann wahrscheinlich demnächst im irgendwo“, denke ich. Falsch gedacht – sie weichen uns nicht von der Seite – es sind die Huinde von Tim & Kim und sind unsere Eskorte. Wir sind die Exoten im Ort und schnell umringt, durch unsere „Eskorte“ aber auch sofort als Gäste von Tim & Kim identifiziert. Nicht dass es im Ort unsicher wäre, aber auch hier wie in weiten anderen Teilen Äthiopiens ist Alkohol ein ernstes Problem: Selbstgebranntes Hochprozentiges und selbstgebrautes Bier gehört bei vielen bereits zum Frühstück. Und so sind wir unserer Eskorte dankbar, dass uns die eine oder andere amharisch lallendende Diskussion erspart bleibt. Sie wäre wohl für keine Seite eine echte Bereicherung gewesen…
Und so abgelegen der Ort ist, so gut ist er für Überraschungen: Seit rund 20 Jahren ist Äthiopien eine föderale Republik, in der die Mitglieder des Volksrepräsentantenhauses direkt von der Bevölkerung gewählt werden. Ob des Bildungsstandes ein sicherlich nicht einfaches Unterfangen und in wie weit die Wahlen unserem Verständnis von Demokratie entsprechen, sei dahin gestellt. Aber man gibt sich zumindest sichtlich Mühe, der Bevölkerung das Verfahren der Wahl nahe zu bringen.
Der weitere Weg führt uns durch die eine oder andere Seitenstraße und wir benötigen ein dickes mentales Fell, um das, was wir sehen, nicht zu nah an uns heran zu lassen.
Eine Gruppe Kinder drängt sich um uns. Amd.., die Kleinste und von allen zur Seite geschubst, hat es Olya angetan. Geld geben wir grundsätzlich nicht – wollten sie auch gar nicht. Aber einige Spielsachen, die bei unseren Kindern ausgedient haben, finden unter leuchtenden Kinderaugen, „neue Spielkameraden“. Wie es Amd… wohl heute geht?
Zurück bei Tiim&Kim schnüren wir ein Paket mit eigens zu diesem Zweck mitgebrachten Schuhen und Kleidungstücken. Tim wird sie an die Bedürftigsten des Ortes geben. Es ist besser, wenn er dies macht. Sie bewahren dadurch ihre Würde und wir unterstützen damit nicht das Betteln.