Dienstag, 25.12.2012 – Sharm El Sheikh – Za´faranah 

Es ist Weihnachten und wir sind guter Dinge, hatte uns der Barkeeper am Vorabend doch versichert, dass die Fähre von Sharm El Sheikh täglich fährt. Nur die Abfahrtszeiten kannte er nicht. Der Manager kann uns dies aber sicher sagen. Das ist doch mal etwas, im schlimmsten Fall geht uns die Fähre vor der Nase raus, dann fahren wir halt am nächsten Tag.

Der Manager ist noch nicht da und so gehen wir den Tag gemütlich an – eine Runde Schwimmen, brr, sch… kalt. Auch Diskussion um den Wärmespeicherkoeffizienten von Wasser macht das nicht besser, ab, hinein.

Um 10.30 Uhr ist der Manager da. Die Götter sind nicht mit uns. Die Fähre von Sharm nach Hurghada verkehrt wegen „Problemen“ schon seit längerem nicht mehr…  bei Osiris, das darf nicht wahr sein – ist es aber.

Es bleibt also nur der Weg, auf der Westseite des Sinai hoch bis nach Suez, und dann wieder hinunter nach Hurghada. Google Maps liefert das, was wir befürchteten: 800km Umweg. Den Gedanken an die Pyramiden von Gizeh verwerfen wir angesichts dessen, dass uns dieser Weg zusätzlich durch Kairo geführt hätte.

Böse Geschichten ranken sich um die Westküste des Sinai, sei gefährlich. De facto finden wir eine gut ausgebaute Straße mit relativ regem Verkehr, vergessen bei Spritpreisen von 15 Euro Ct / Liter, dass unser Mobby sich bei Gegenwind und Tempo 120 genüsslich 18 Liter/100km genehmigt und setzen den Kurs auf Nord-West, nach Suez.

Die Strecke führt entlang der Küste, vorbei an nicht nicht enden wollenden Bauruinen von geplanten und meist niemals fertig gestellten Ferienzentren. Und diejenigen, die fertiggestellt sind, meist wunderschön am türkisfarbenen Meer mit endlosen Sandstränden gelegen, sind verwaist.

Eigentlich eine schöne Gegend, wenn man sich mit Sonne, Strand und Ferienlager begnügt. Aber die Attentate von Luxor 1997, die seit 2010 andauernden Unruhen haben die Touristen ferngehalten. Schade, auch hier treffen wir nur auf freundliche und hilfsbereite Menschen.

Die Westküste des Sinai – Wüste und verwaiste oder nie fertig gestellte Ferienanlagen.

Den Suez-Kanal müssen wir leider in einem Tunnel unterqueren und erreichen in den Abendstunden Suez. Unser Navigationsoffzier Jens führt uns zielsicher in der abendlichen Rush Hour ins Zentrum 😉

Der Sprit würde wohl noch bis Hurghada reichen, aber die Erinnerungen an die Problematik der vergangenen Tage, Diesel zu bekommen, sind noch wach. Also, tanken. Erste Tankstelle, kein Diesel, zweite Tankstelle, kein Diesel, bei den weiteren fragen wir schon gar nicht mehr. Dann sehen wir eine Tankstelle, an der Baufahrzeuge stehen. Bingo – hier gibt es Diesel. Lange Schlange, aber wir sind die Exoten und bekommen „Priority Sprit“, sprich, wir werden gleich nach vorne durchgewunken.

Angesichts dessen, was der neben uns in seinen Pickup Tank lässt (so wird der Schwarzmarkt versorgt – als er 1500 Litern war, hatten wir voll und sind weitergefahren  ) waren unsere 110 Liter eher ärmlich. Umgerechnet 14 Euro für 110 Liter Diesel – staatlich subventioniertes Tanken

Der Rest der Strecke bei Nacht ist ein Elend aus Baustellen und ägyptischem Kamikaze Verkehr. Wir fahren noch 150 km bis Za´faranah, dann haben wir genug. Motel Shara Inn –man muss nicht wirklich dort gewesen sein. Saharah Inn, vermittelt den Eindruck Ruhe. Diese findet um 22h ein jähes Ende. Erdbeben ??? Irgendein Huatsimpel (schwäbisch für „Blödmann“) hat den Kompressor für das Kühlhaus (?)  an der Hauswand befestigt und immer, wenn sich der Kompressor einschaltet (das geschieht so alle 30 Sekunden), dröhnt die Bude. Ein Hoch auf den Erfinder der Ohrstöpsel – ich denke, ich werde ihn bei der königlichen Akademie für den Nobelpreis vorschlagen. Ja, Friedensnobelpreis – das wäre angemessen. Wir schlafen gut.

Mittwoch, 26.12.2012

Nach Luxor mit interkulturellem Austausch in Beni Suef 🙂

Die Küstenstrasse nach Hurgahda ist ein Elend bzw. Autobahn, das Niltal soll schön sein. Also, Kuränderung nach Westen, um entlang des Nils Richtung Luxor zu fahren. Wer wie wir erwartet hatte, dass der etwa 150 km Breite Streifen zwischen Rotem Meer und Nil irgendwie grün oder gar bevölkert ist – Fehlanzeige. Bereits in  zwei Kilometer Entfernung zur Küste eröffnet sich die Weite des Nichts. Minuten zuvor noch Verkehrsgetümmel und Chaos – nun nichts, aber gar nicht. Kein anderes Fahrzeug so weit das Auge reicht.

Wüste, so weit das Auge reicht. Nur ein Kamel am Straßenrand hat sich hierher verirrt und liest die Morgenzeitung.

Wir kommen uns ziemlich verlassen vor. Über eine halbe Stunde kein Fahrzeug auf einer der wenigen Strecken, die die Küste mit dem Nil verbinden. Haben wir etwas Entscheidende, vielleicht auch Sicherheitsrelevantes übersehen?

Nach unendlich langen 1,5h  – die ersten Anzeichen von Zivilisation. Was uns der geneigte Ersteller der Schilder mitteilen möchte, bleibt uns leider verschlossen.

Da wir bei der Planung der Route nicht im Entferntesten daran dachten, jemals in dieses Eck der Welt zu gelangen (zur Erinnerung, wir wollten eigentlich durch Saudi Arabien entlang der Küste und dann von Jeddah aus in den Sudan übersetzen 😉 zu kommen, ist unser verfügbares Karten- und Navigationsmaterial nur rudimentär dafür ausgelegt, sich hier zurecht zu finden. Aber wozu war man mal bei den Pfadfindern, und im Notfall hilft immer noch ein Kompass (, der nicht nach Norden zeigt 🙂 ).

Es ist 10.00h, als wir Beni Suef am Nil erreichen. Und wieder eine Korrektur unseres Weltbilds: Blauer Nil, gesäumt von Palmen, viel grün und romatischen Ortschaften – die Bilder aus den Tourismus-Prospekten hatten wir vor Augen, als wir uns Beni Suef und dem Nil nähern. Die Realität lies keinen Platz für romantische Bilder: Die Luft ist grau von Sand und Staub, und grün sieht man im besten Fall an einer Ampel.

An den letzten Touristen, der sich hierher verirrt hat, erinnern sich wahrscheinlich nur die Ältesten. Nevertheless, wir wollen ja auch keine Bestätigung von Bildern aus Hochglanzbroschüren, sondern soweit möglich das Ägypten außerhalb des klassischen Touristenblicks sehen. Und so geht es in den Ort.

Verkehrschaos und die Erkenntnis, dass es besser gewesen wäre, wenn Jens anstatt des französisch- einen einen arabisch-Kurs an der Uni belegt hätte. Hier geht gar nichts mehr. Englisch – was ???

Ziemlich ziel- und planlos geht es durch Beni Suef, auf der Such nach einer Bank und einem Internetzugang. Die Idee „das werden wir schon irgendwie sehen und finden“ hat sich schnell als nicht wirklich zielführend entpuppt. Ebenso wenig wie der Ansatz zu versuchen, jemanden danach zu fragen.

An einem vergleichsweise modern aussehenden Bürogebäude wittert Jens seine Chance – hier muss es jemanden geben, der ein bisschen Englisch oder Französisch kann. Und keine 5 Minuten später kommt er mit einer Präzisionskarte zurück, die uns den Weg zur nächsten Bank weißt.

Um die beiden Geldautomaten drängen sich die Menschen, aber schön sittlich getrennt – die Frauen drängeln auf der einen Seite, die Männer auf der anderen… 

Jetzt noch einen Internetzugang. Ein Hinweis zur hiesigen Universität könnte der Schlüssel sein. Treffer – genau gegenüber der Uni finden wir auch das wahrscheinlich einzige Internetcafé in der Stadt. Übersicht über Lage, Karten, Straßen und Sehenswürdigkeiten. Ergebnis deprimierend: Wirklich sehenswertes gibt es in der näheren Umgebung nicht oder es ist mehrere 100 Kilometer von unserer Route entfernt. So setzen wir Luxor als nächstes Ziel mit Zwischenstopp „Markt“.

Die ersten 200 km geht es auf einer nigel-nagelneuen Autobahn mit drei Spuren in jede Richtung zügig voran. Keine Ahnung, wozu drei Spuren, eine hätte gereicht – niemand unterwegs. In Asyut die gewohnte Straßenkontrolle. „Wohin ?“ „Luxor” – noch 300km. Rechts ranfahren, „Please wait for Police – comes soon“. Oh nein, bitte keine Fahrt im Konvoi mit einer Gruppe Schnarchnasen und der Polizei. Weniger aus reellen als mehr aus symbolischen Sicherheitsgründen wurden in der Vergangenheit die meisten Fahrten nach Luxor im Konvoi durchgeführt. Die Polizei kommt natürlich überhaupt nicht „soon“. Einladung zum Tee im 40m entfernten Teestand. Wir sind die Gäste und werden diese Strecke im TuckTuck gefahren. Sehen wir so kaputt aus, als ob wir diese Strecke nicht zu Fuß schaffen?

45 Minuten später ist „soon“ – und die Polizei ist da. Wir sollen zu unserem Wagen gehen und schon mal losfahren. Eigentlich erwarten wir, dass jetzt Irgendetwas passiert. Aber nichts, so rein gar nichts geschieht. Wir fahren los, niemand folgt uns, niemand begleitet uns. Warum wir 45 Minuten warten mussten, bis die Polizei eintrifft, werden wir wohl niemals erfahren.

Es wird Nacht, die Straße ein Elend, führt durch jeden Ziegenstall und ist mit erst in letzter Sekunde erkennbaren  „Bremshubbeln“ übersät, die jeder Achse das Angstfett aus den Naben treibt. Einen besonderen Reiz bilden die anderen Verkehrsteilnehmer: Wahrscheinlich aus Energiespargründen fahren die Ägypter auch in der Stockfinsternis ohne Licht. Oder eben nur mit einem und schnell wird aus einem vermeintlichen Motorrad bei Annäherung ein 38 Tonner. Hat man diese in letzter Sekunde entdeckt, so befindet sich irgendwo dazwischen ganz sicher  noch irgendein Eselkarren – der aber dann garantiert ganz ohne Licht.

Ach ja, und zwischendurch noch gefühlte 30 Polizeikontrollen, aber man kennt uns schon. Guter Nachtschlaf war garantiert, als wir 300km später Luxor erreichen.