Ankunft in Aqaba spät abends am Sonntag, 23.12.2012
Freundliche Hafenkontrolleure weisen uns den Weg in die Warteschlange und zeigen uns den Weg zum Check-In. Rein zum Erfassen unserer Daten und Stempel abholen und natürlich –bezahlen. Hoppla – zu wenig ägyptische Dollar im Sack, also ab zum freundlichen Kiosk – Geld wechseln. Oh, you have a car . same procedure agan: Stempel, zahlen, zu wenig Dollar im Sack, wechseln….. Schlussendlich bekommen wir das Go zur Einfahrt und ab zum Röntgenapparat. Hey, unser Mobby wurde erst in Ashdod geröntgt und ist garantiert TBC-frei. Widerrede gibt es nicht, also trotzdem durch. Danach wollen die Kollegen vom Zoll noch wissen was sich in unserem Frischwassertank befindet. „Water !“ „Wodka ?“, „Sorry, Only Water“.
Hektische Suche nach der richtigen Schiffsöffnung – aber endlich sind wir drin und werden mittig ganz vorne positioniert! Wir entern das Schiffsinnere und suchen uns ein gemütliches Plätzchen. Noch drei Stunden bis zum eigentlichen Ablegen. Erkundung der verschiedenen Decks und Sammeln der unterschiedlichsten Eindrücke – es sind so gut wie keine Mitteleuropäer an Bord – wir sind die Exoten und werden genauso beäugt. Begleitet von röhrenden Lautsprechern und Durchsagen auf Arabisch, schlafen wir etwas unruhig – mehr schlecht als recht. Dass der Erfinder der Ohrstöpsel für den Nobelpreis vorgeschlagen werden sollte, hatte ich glaube ich bereits erwähnt.
Wir wollen es nicht vergessen – es ist Weihnachten, der 24.12.2012 !!
06:00Uhr morgens – plötzlich kommt Unruhe auf – wir sind in Nuweiba angekommen.
Ankunft in Nuweiba am 24.12., auch wenn von fern ein Lichtlein brennt – weihnachtliche Stimmung sieht irgendwie anders aus. Hektisches Sammeln und massives Gedränge zu den Ausgängen. Lasst uns doch einfach vor, ohne uns kommt sowie so keiner raus. Keiner glaubt uns. Gut, wenn es denn so sein soll. Kaum im Laderaum angekommen, wildes Gehupe und Geschreie von allen Seiten. Ach so, unser Mobby steht voll mittig im Ausfahrtsbereich und die LKW`s wollen raus. Wir sagten euch doch, lasst uns vor. Jetzt habt ihr´s eben. Selber Schuld. Jens gib Gas!
Runter vom Schiff stellen wir erst mal das Auto etwas abseits (so, wie man sich eben auch auf dem Oktoberfest im Bierzelt abseits stellen kann) und versuchen, uns zu orientieren. Geldbörse mit ägyptischen Pfunden aufladen und ab zur Immigration. Nebenbei beobachten wir ein paar LKW`s, auf denen das komplette Gepäck unserer Mitpassagiere herangekarrt wird – sprichwörtlich – vom persönlichen Gepäck wie Koffer, Taschen usw. tauchen da Wohnzimmerschränke, Kühlschränke auf und noch sonst ungewöhnliche Gerätschaften. Dies alles begleitet von einer fast hysterischen Menge und jeder Menge lautem Geschrei.
Verschiedene dunkle Gestalten bieten sich uns als Hafenagenten zur Erledigung der Zollformalitäten an. Hhmmm – allein bekommen wir das nicht hin. Aber wem soll man denn da trauen?? Ein etwa achtjähriger Junge – Achmed – erweist sich beim Bewerben als besonders ausdauernd und mit Hilfe eines äußerst hilfreichen Syrers wird Achmed “angestellt“ und die fehlenden behördlichen oder sonst unsinnigen Notwendigkeiten Ruck- Zuck in ein paar Stunden abgearbeitet.
Damit das Ganze dann auch stilecht ist, bekommen wir noch ägyptischen Nummernschilder montiert und mit einer herzlichen Verabschiedung von Achmed geht es aus dem Hafengebiet raus. Nächstes Ziel: Tankstelle.
Im Wissen um die niedrigen Spritpreise in Diesel leuchtet die Tankanzeige schon grell, als wir den Hafen verlassen. Erste Tanke – kein Diesel – AUSVERKAUFT ! Zweite Tanke – dito! Oh Oh, böses Juju!. Dann die Dritte und letzte Tankstelle in Nuweiba– bei Benzin und Super alles ruhig – aber beim Diesel – wildes Treiben und Geschrei wie auf dem Viehmarkt. Zwischen der Menge unzählig viele PKW`s, Pick-up`s und Kleinlaster im wartenden Unruhezustand. Offiziell kein Diesel, und zur nächsten Tankstelle 50km. Sieht nicht gut aus… Dann geht alles irgendwie ganz schnell – es wird an uns gezerrt, ob wir Diesel haben wollen. Blöde Frage, natürlich brauchen wir Diesel. Zum in die Sonne legen ist das ja nicht gerade der Platz der Wahl. 3 ägyptische Pfund je Liter, umgerechnet etwa 35 Euro Cent werden aufgerufen. Etwas mehr als der mir bekannte „Normalpreis“ aber für vom Spritpreis nicht gerade verwöhnte Deutsche noch immer ein Schnäppchen. Hand drauf – und so wechseln für umgerechnet 35 Euro 100 Liter Diesel handgezapft über Kanister und Plastikflaschen als Einfüllstutzen ihren Besitzer. Everybody´s happy.
Weiter geht es zum wohlverdienten Spätfrühstück. Jens, unser 1. Navigationsoffizier gibt Sharm El Sheikh vor und los geht`s an der Ostküste des Sinai entlang. Die Straßenkontrollen alle paar Kilometer zeugen von der Besorgnis der Unruhen durch Stammesfehden im Inneren des Sinai. An der Küste ist davon nichts zu spüren. Nach etwa 100 km erreichen wir Dahab, einen kleinen schön gelegener Ferienort, in dem um diese Jahreszeit das Leben toben sollte. Im Dezember 2012 könnte er als Kulisse für eine Geisterstadt herhalten. Hotel stehen leer, wenige Menschen auf den Straßen. Die Demonstrationen in Kairo und die Unruhen im inneren des Sinai haben ihre volle Wirkung auf die vom Tourismus abhängige Region entfacht. An einer Tankstelle sehen wir Fahrzeuge die den Eindruck erwecken, als ob sie auch gerne einen Schluck Diesel gönnen. Sieht so aus, als ob es Diesel gibt. Also, nochmal vollmachen, eventuell ist die Dieselknappheit ja weit verbreitet. Nochmals stramm 70 Liter gehen rein – und beim Bezahlen falle ich fast vom guten Glauben ab. 80 Pounds – you are sure ? Yes, this official Price. Schlagartig verstehe ich, warum die Schwarzhändler in Nuweiba so scharf auf den Deal waren – der offizielle Spritpreis (überall quasi gleich) liegt bei 1,10 Pfund oder umgerechnet 14 (!!) Cent (Euro)/Liter Diesel. Wo tanken noch Spaß macht. Nach einer weiteren strammen Stunde erreichen wir Sharm el Sheikh.